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  • AutorenbildKarl-Josef Sittig

"Ich hatte wirklich eine Tiefwasserphobie!"

Aktualisiert: 27. Dez. 2023

Hallo, mein Name ist Mohammed. und ich möchte Ihnen meine Geschichte erzählen.

Ich bin Arzt in einem Gesundheitszentrum, verantwortlich für ca. 3000 Einwohner hier auf einer schönen Insel der Malediven. Ich bin an 6 Tagen 24 Stunden im Einsatz und habe eigentlich immer Hintergrunddienst.


Mein Medizinstudium absolvierte ich an der Universität von Mansoura in Ägypten und spezialisierte mich im Fach „Psychiatrie“.


„Geh nicht ins Wasser Mohammed, es ist wirklich tief da drinnen und du kannst nicht schwimmen. Du wirst sterben", das waren die Worte, die mir mein Vater immer wieder sagte, wenn wir in den Ferien am Meer waren, und seit ich 5 Jahre alt bin glaubte ich meinem Vater definitiv.


Dieser Glaube war seit dem fest in mir verankert und wurde so im Laufe der Jahre zu meiner größten Angst.


Bis vor einer Woche hat mich tiefes Wasser daher zu Tode geängstigt. Dass ich in den letzten 6 Jahren direkt am Meer lebe, macht es nur noch schlimmer.

Früher habe ich nicht darüber nachgedacht. Ich glaubte einfach meinem Vater, inzwischen fast 25 Jahre lang. Also hatte ich entschieden, dass ich im Meer nicht schwimmen gehe, da ich sonst in der Tiefe sterbe.


Im Schwimmbad lernte ich in Ägypten zwar sehr gut auch in tiefem Wasser zu schwimmen, ging aber niemals ins Meer, wenn es tiefer als einen Meter ist. Wenn ich nicht stehen kann, würde ich in Panik geraten und nicht atmen können und sterben, so meine feste Überzeugung. Allein der Gedanke daran machte mir riesengroße Angst, ja Panik.

Genau das ist mir dann auch beinahe passiert, als ich einmal in Ägypten mit Freunden ins Meer ging. Sie wussten von meiner Angst.




Wir schwammen zusammen in ganz flachem Wasser und als es ein wenig tiefer wurde, sagten sie alle: „Nun komm schon, wir können nicht alle hier rumstehen. Du schwimmst perfekt. Du kannst es doch.“

Also schwamm ich mit ihnen in etwas tieferes Wasser. Zunächst ging alles gut. Aber als ich dann plötzlich realisierte, dass ich nicht mehr auf dem Boden stehen kann, bekam ich totale Panik, schluckte Unmengen Wassers und ertrank beinahe. Ich weiß nicht mehr, wie ich aus dem Wasser kam.


Dies war der mit Abstand furchtbarste Moment in meinem ganzen Leben. Ich hatte Todesangst und wäre ja tatsächlich fast ertrunken. Es stimmte also, was mein Vater mir prophezeit hatte. Gleichzeitig realisierte ich, dass etwas mit mir nicht stimmte, schließlich kann ich ja im Swimmingpool gut schwimmen!

Ich kam zu dem Schluss, dass ich wohl eine Phobie und jetzt wohl auch noch eine PTBS habe, sagte mir aber, dass es okay ist. Besser, ich bleibe in Sicherheit. Nicht jeder kann schwimmen und das Leben kann auch so schön sein.


Das ist meine Geschichte mit dem Schwimmen bis letztes Jahr. Dann zog ich auf die Malediven, wo das Meer die einzige Unterhaltung ist. Alle schwimmen hier, surfen, segeln, schnorcheln, tauchen und bestaunen dieses Unterwasserparadies - außer mir!

Ich bekam schon auf dem Boot, dem Hauptverkehrsmittel hier auf den Malediven, furchtbare Angst. Ich hatte nur einen Gedanken im Kopf:


„Ich bin wirklich in Lebensgefahr, denn wenn etwas passiert, bin ich der erste, der im Meer ertrinkt.“


So ging das einige Monate. Ich arbeitete im Krankenhaus und das war’s. Ins Meer ging ich niemals.


 

Dann lernte ich Karl-Josef kennen und wir freundeten uns an.

Ich erfuhr, dass er Psychotherapeut ist. Hypnose fand ich schon im Studium spannend. „Mohammed, lass uns morgen zusammen schnorcheln gehen", lud er mich ein, und ich antwortete ihm einfach „Ja“. Aber ich hatte ja die Riesenangst vor dem tiefen Wasser!

Zum ersten Mal in meinem Leben ging ich schnorcheln. Schon im flachen Wasser geriet ich in Panik und hatte das Gefühl, zu sterben. Mein Körper wurde steif im Wasser und die meiste Zeit fühlte ich mich sehr schwach. So bekam Karl-Josef meine Angst mit. Er begleitete mich sanft und sicher.

Abends traf ich Karl-Josef zum Essen wieder und er sagte mir, dass mein Problem durchaus mit LIfT lösbar sei.

Ich glaubte das nicht, aber ich hatte ja nichts zu verlieren und so versuchte ich es einfach.

Wir hatten ein 40 min. Gespräch beim Pizzaessen. Bei dem Gedanken an tiefes Wasser, in dem ich nicht stehen kann, fühlte ich mich furchtbar gestresst und total verängstigt. Aber am Ende des Gespräches konnte ich mich ganz gut entspannen.Am nächsten Tag gingen wir zusammen ins Wasser und ich hatte nur einen Gedanken: „Wenn ich hier nicht aufrecht stehen kann, werde ich ertrinken.“


Wir schnorchelten zunächst in flachem Wasser. Das ging gut nach einigen Problemen mit Schnorchel und Maske. Dann schnorchelten wir vorsichtig in tieferes Wasser sogar an die gefährliche Kante, wo das Meer dunkelblau wird, wo es in die Tiefe geht. Karl-Josef nahm mich die ganze Zeit an die Hand und ich signalisierte ihm durch meinen Händedruck die Intensität meiner Anspannung. Wir schnorchelten etwa 1 Stunde in dem Wasser – unglaublich. Zwischendurch war ich mal entspannt, dann wieder verkrampft, dann wieder entspannt.


So richtig entspannt fühlte ich mich aber nicht. Immerhin war ich aber schon eine Stunde im tiefen Wasser schnorcheln gewesen, wenn auch an Karl-Josefs Hand!

Dann musste Karl-Josef abreisen, sein Urlaub war zu Ende und ich beschloss, die Schwimm- Idee aufzugeben.

Schließlich ist es ja keine große Sache, wenn ich nicht ins tiefe Wasser gehen kann. Damit kann ich leben…und ein weiteres Jahr auf den Malediven verging, ohne dass ich ins Wasser ging.…


 

Ein Jahr später, im Dezember 2018 kamen Karl-Josef und seine liebe Familie wieder. Meine Frau und ich freuten uns sehr.


Als wir am ersten Tag zusammen wieder ins Meer gingen, hatte ich plötzlich eine Halluzination – einen „flash forward“. Ich sah ich mich tot, am Meeresboden liegen und geriet total in Panik. Karl-Josef hielt meine Hand und beruhigte mich und er bot mir eine ausführliche Lift-Sitzung an.


Er stellte mir in Aussicht, dass es mir gut gehen könnte in tiefem Wasser, ja es könnte ein Vergnügen für mich sein. Er ist ja selbst begeisterter Taucher, Schnorchler und Segler. Ehrlich gesagt, einerseits konnte ich das nicht glauben, aber andererseits hatte ich doch irgendwie Hoffnung, dass das es funktionieren könnte.


Außerdem war ich als Mediziner mit Studienschwerpunkt „Psychiatrie“ sehr neugierig, diese LIfT Methode kennenzulernen.


Am 26. Dezember 2018 war meine LIfT- Sitzung am Strand. Sie dauerte ca. 2 Stunden.

Zu Beginn war ich zu 95% - 100% angespannt. Ich war sehr ängstlich und gestresst angesichts des Meeres und des Todesbildes im tiefen Wasser von gestern. Ich dachte an mein schreckliches Erlebnis mit meinen Freunden in Ägypten, als ich fast ertrunken bin. Besonders der Moment, wenn ich nicht stehen und keinen Atemzug machen kann, machte mir furchtbare Angst: “In tiefem Wasser werde ich definitiv ertrinken“, so meine feste Überzeugung.


Dann wurde die Sitzung nach und nach immer schöner und gelöster. Es dauerte, aber ich wurde immer ruhiger und entspannter. Allmählich tauchte ich in meinen Erinnerungen zu wirklich schönen und unvergesslichen Momenten in meinem Leben, in denen ich mich vollkommen sicher, leicht und ruhig fühlte.

Dabei klopfte ich bilateral alternierend…


Nach einigen Versuchen fand ich zum Beispiel ein sehr eindringliches Erlebnis. Vor einer sehr wichtigen Medizinprüfung hatte ich wochenlang riesengroße Angst, die ich einfach nicht lösen konnte. Ich konnte nicht mehr lernen, mich nicht mehr konzentrieren, noch das schon Gelernte abrufen. Schließlich ging es um meine berufliche Existenz, um mein Leben! Mein Vater gab mir den Rat, zu Allah zu beten und ich tat es einfach. Vollkommen verbunden und sicher fühlte ich mich plötzlich, als ich betete. Ich ließ vollkommen los und tauchte ganz in dieses Gefühl des Aufgehoben-, Sicher- und Geborgen Seins ein. Dann konnte ich mich in derselben Art und Weise in tiefem Wasser erleben.


Die Sitzung war ganz anders als erwartet, sanft, ruhig, lösend, schön.

Jetzt hier kann ich mich zu meiner großen Überraschung genau so fühlen, während ich ins Wasser gehe. Es ist sehr erstaunlich, dass ich ganz von selbst auch vollkommen anders denke.


Am nächsten Tag ging ich mit meinen lieben Freunden schnorcheln und war total verblüfft, als ich ganz allein ohne Angst schnorchelte. Ich entfernte mich von ihnen, schwamm ganz allein zur Wasserkante, wo das Meer tiefdunkelblau wird. Ich sah mich ruhig auf dem Wasser liegen, fühlte mich aufgehoben und vom Wasser getragen und ich konnte den schönen Moment mit Hunderten von schillernd bunten Korallenfischen unter Wasser genießen. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich eine Schildkröte unter Wasser.


Ich bin sehr glücklich, ja, um ehrlich zu sein, ich bin begeistert, Ich wollte gleich ein weiteres Mal schnorcheln gehen, um mir selbst zu beweisen, dass es wirklich wahr ist, dass ich das wirklich getan habe. Ich konnte es gar nicht glauben. Nach einigen Tagen passierte etwas sehr Trauriges. Ein 63 Jahre alter Mann ertrank genau an dem Strand, an dem wir schnorcheln gehen. Ich hatte Dienst und als er in das Krankenhaus eingeliefert wurde, war er schon tot. Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Es war für mich extrem wichtig, am nächsten Tag mit Karl-Josef genau dort, ganz selbstverständlich wieder schnorcheln zu gehen und es ging zu meinem Erstaunen richtig gut. Inzwischen schnorchle ich seit zwei Wochen jetzt jeden Tag und jeden Tag fühle ich mich vertrauter und es wird immer normaler, ins Wasser zu gehen. Beim Schwimmen fühle ich mich immer leichter und - mit dem ganzen Universum verbunden. So viele Jahre wünschte und träumte ich davon, frei im Wasser zu sein, und jetzt geschieht es und es wird so weitergehen.... Ich möchte meine Geschichte teilen, weil sie inspirierend sein könnte, denn die Lösung war tatsächlich erstaunlich einfach. Ich brauchte nur tief in mich selbst schauen, um sie zu finden. Zum guten Schluss meine Erkenntnis: „Nicht der Boden dort unten in der Tiefe ist sicher, das Wasser ist sicher, es trägt mich und ich fühle mich aufgehoben und verbunden mit dem Universum.“ Im Englischen sagen wir: “When nothing goes right, go left‘‘ or better “When nothing goes right , go l!ft‘‘


 

Follow-up :


Meine von früher Kindheit an bestehende Tiefwasserphobie und meine posttraumatische Belastung ist vollständig geheilt – mit 2 L!ft-Sitzungen.


Vor etwas mehr als 6 Monaten hatte ich meine L!ft-Sitzung.

Damals löste ja sogar allein der Gedanke, ins Wasser zu gehen, Panik in mir aus.


Es war mir absolut unmöglich, hier auf den Malediven, wo alles sich ums Tauchen, Schwimmen, Schnorcheln, Segeln, Surfen, Angeln, Boot fahren usw. dreht, irgendwelche Wasseraktivitäten zu genießen und das jahrelang! Niemals hatte ich irgendetwas davon genossen und selbst beim Fahren mit den Fähren hatte ich immer große Angst.


Seit dieser erstaunlichen Lift-Sitzung konnte ich viele Wasseraktivitäten genießen. Gestern zum Beispiel war ich mit meiner Frau beim Board- Paddeln im Wasser und genoss die Wellen im indischen Ozean. Die Flut war hoch und das Meer warf hohe Wellen an den Strand. Vor der Sitzung wäre es für mich undenkbar gewesen, bei diesen Bedingungen überhaupt ins Wasser zu gehen.


Meine Frau hatte ihr Handy in einer wasserdichten Tasche mitgenommen, um einige Fotos und Videos von uns zu machen. Es war absolut schön. Plötzlich schlugen die Wellen über ihr Brett und spülten sie ins Wasser. Sie verlor ihr Handy im Wasser, geriet in Panik und versuchte, ihr Handy in diesem aufgewühlten Wasser wiederzubekommen.


In der Vergangenheit, in einer solch‘ aufregenden Situationen, wäre ich nicht in der Lage gewesen, klar nachzudenken. Ich wäre sofort in Panik geraten und hätte direkt eine Panikattacke mit Hyperventilation und Tachykardie bekommen. Ich wäre vollkommen hilflos gewesen, nicht in der Lage, die Situation zu lösen und meiner Frau zu helfen, das Richtige zu tun.


Trotz meiner großen Aufregung und der Panik meiner Frau blieb ich überraschenderweise bei ganz klarem Verstand. Ich konnte ruhig und sorgfältig darüber nachdenken, was wir tun können und welche die Möglichkeiten wir haben, das Mobilephone aus den Wellen herauszubekommen. Was aber das Wichtigste ist, ich geriet überhaupt nicht in Panik!!!


Nach Abwägung aller Lösungen habe ich die richtige Entscheidung getroffen. Ich bat sie, auf ihr Board zu steigen und aus dem Wasser zu paddeln. Ich geriet nicht in Panik, weil ich wusste, dass das Wasser mich sicher trägt. Die Fähigkeit, in dieser Situation mit diesem Wind und diesen Wellen und der Panik meiner Frau, die klare richtige Entscheidung zu treffen, ist eine klare Konsequenz aus den Veränderungen, die ich seit der L!fT- Lösung meiner Tiefwasserphobie und posttraumatischen Belastung seit 6 Monaten beständig erlebe.


Ich bemerke, dass mein limbisches System auf eine ganz andere Weise funktioniert, da ich es geschafft habe, mit dieser Situation, die mich früher zu Tode erschreckt hätte, trotz aller Aufregung so souverän umzugehen.

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