Das Datum ist wie eingebrannt. Es ist der 05.03.1978, ein Sonntag, für mich als 16 jähriger Teenager total langweilig, nix los. Der Samstag ist immer klasse, mich mit Freunden zu treffen, zu lachen, Spaß zu haben, zu feiern.….Der Sonntag aber bedeutet, in meiner Familie zu bleiben, als einzige Tochter mit meinen Eltern - einfach öde.
Ich weiß es noch wie heute. An diesem Sonntag musste mein Vater wieder mal auf der Werft arbeiten, „Schichten kloppen“. Er hatte Frühschicht von 06.00h bis 13.00h. Rechtzeitig zum sonntäglichen Mittagessen sollte er wieder da sein. Es gab Braten mit Klößen und Rotkohl. Meine Mutter hatte noch schnell vor der üblichen Mittagsruhe eine Waschmaschine angestellt und war im Bad beschäftigt, als es an der Tür klingelt. Ich befinde mich in meinem Zimmer, höre Musik und registriere, dass meine Mutter sagt: „ Wer will denn jetzt noch was, Papa kommt doch gleich und dann wollen wir in Ruhe essen.“
Sie öffnet die Wohnungstür und davor stehen 3 Männer, 2 Kollegen meines Vaters und ein Polizist.
Ich bin mich im Flur und spüre eine kalte dunkle bedrohliche Wolke auf mich zukommen, obwohl noch keiner etwas sagt….
Was dann kommt ist für meine Mutter und mich unbegreiflich, unfassbar...Einer der drei berichtet uns, mein Vater sei tot, ein Arbeitsunfall. Er hat auf einem Containerschiff auf der Brücke über Kopf geschweißt, als diese durch ein menschliches Versagen plötzlich runtergelassen wurde. Mein Vater konnte sich nicht mehr in Sicherheit bringen.
Von diesem Augenblick an war ich in einem Albtraum gefangen, vorbei die langweiligen Familiensonntage, die unbeschwerten Samstage, meine glückliche Kindheit, meine fröhliche heitere Teenagerzeit, für immer vorbei, schlagartig von einem auf den anderen Augenblick.
Meine Mutter 36 Jahre, war ja im Grunde schon immer unselbstständig und vollkommen auf meinen Vater fixiert. Sie wurde zutiefst depressiv, antriebslos, haltlos, energielos. Sie wollte nicht mehr leben und- auf einmal war ich in der Pflicht.
Wollte ich im Laufe der Zeit mal wieder feiern gehen, drohte sie:
„ Ich weiß nicht, ob ich noch lebe, wenn du wieder nach Hause kommst.“
Also blieb ich zu Hause. Meine Angst, sie auch noch zu verlieren, war einfach zu groß.
Später habe ich dann versucht, mich loszueisen. Ich hatte einen tollen Freundeskreis, fühlte mich mit ihnen wohl und gut aufgehoben, aber im Hinterkopf blieb permanent die Ungewissheit, wird sie noch leben, wenn ich nach Hause komme?
Mit 16 besuchte ich die Realschule, hatte ein gutes Zeugnis für den Wechsel auf das Gymnasium. Ich wollte gern studieren. Aber auch diesen Traum habe ich mit meinem Vater begraben. Ich musste ja in der Nähe meiner Mutter bleiben und auf sie aufpassen.
Wir hatten Geldnot. Die Witwenrente war klein. Also ich musste Geld verdienen. Ich ging von der Schule, machte eine Lehre zur Industriekauffrau in der Firma, wo mein Vater verunglückt war. 1981 war ich fertig und wusste, diesen Job werde ich auf keinen Fall machen.
Also begann ich eine Ausbildung zur Krankenschwester. Ich wurde in diesem Klinikum angenommen und ich hatte das Gefühl, dies ist eine gute Alternative zum Studium. Das hatte ich mir ja abgeschminkt. Heute kann ich sagen, das war eine gute Entscheidung. Ich liebe meinen Beruf.
Dennoch bleibt andauernd unterschwellig dieses Gefühl der Bedrohung, nie gut genug zu sein, nicht auszureichen. Andere sind klüger, sind einfach besser und schneller. Ich muss mich andauernd wappnen, gerüstet sein, aufpassen, immer auf der Hut, immer voller Angst, dass der nächste plötzliche Schicksalsschlag kommt, etwas Furchtbares passiert.
Die »L!fT®« Therapie:
Seit 35 Jahren arbeite ich als Krankenschwester mit psychiatrischen Patienten, andauernd mit diesem Gefühl der Angst: “Freu dich bloß nicht zu früh, fühl‘ Dich nie zu sicher, erst die Arbeit und dann das Vergnügen“. Durch meine Arbeit als Psychiatrie- Krankenschwester wurde ich auf die »L!fT®« Therapie aufmerksam.
In meiner L!fT - Sitzung wurde mir klar, wie sehr mich der Tod meinen Vaters und die Depressionen meiner Mutter geprägt haben und was dieser plötzliche Tod aus meinem Leben gemacht hat. Woher meine furchtsamen Glaubenssätze rühren, diese permanenten Ängste, dass plötzlich etwas Schlimmes passiert.
Ich wurde sanft, einfühlsam und fürsorglich durch die Lösung dieses alten, 40 Jahre lang bestehenden Traumas begleitet. Schritt für Schritt, Stufe für Stufe ging es aufwärts, meinem großen Ziel entgegen, selbstbestimmt und frei zu sein, in ein Leben ohne Rechtfertigung, ohne andauernde Ängste.
Schließlich konnte ich Abschied nehmen…von verpassten Chancen...von meinen Selbstzweifeln und vor allem von meinen Selbstvorwürfen, nicht genug zu tun, nie genug zu sein!
Einfühlsam geleitet öffnete sich inniglich Platz für Neues - Altvertrautes, für die guten Gefühle, die erlaubten Bedürfnisse, für Sicherheit und Zuversicht, für dieses spontane, fröhliche, selbstbewusste Erleben, das mir aus der Zeit meiner glücklichen Kindheit vor dem plötzlichen Tod meines Vaters zutiefst vertraut ist.
Es fühlte sich an wie eine Waage in mir. Die rechte Waagschale mit meinen Ängsten, Unzulänglichkeiten, die so schwer wogen, dass sie die Schale auf den Boden drücken und die linke Schale mit meinen Wünschen und Bedürfnissen, meinen Gefühlen von Leichtigkeit, Zuversicht, Vertrauen in das Leben, Sicherheit und innerem Frieden, die immer mehr Gewicht gewann.
In dieser L!fT - Sitzung – ich kann es nur so beschreiben - schrumpften die negativen Gefühle immer mehr auf die Größe einer Erbse. Zuversicht, Vertrauen, Leichtigkeit, Sicherheit und heiteres Vergnügen füllten die linke Waagschale immer mehr, ein ganz wunderbares Gefühl nach so langer langer Zeit.
Ich kam bei mir selbst an, begann zu schweben, leicht, wie auf einer Wolke, ganz mit mir und der Welt verbunden. Ich wurde wieder dieses alberne, fröhliche, heitere, lachende Mädchen, das ich ja schon einmal gewesen war!
Fazit
Ich bin nicht mehr traurig, wegen meiner Vergangenheit, denn sie ist vergangen.
Ich sorge mich nicht mehr über die Zukunft, denn sie ist ein Geheimnis.
Ich lebe diesen Augenblick, Hier und Jetzt
EINFACH WUNDERSCHÖN
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